Dr. Simon Teune

Koordinator für den transdisziplinären Austausch mit Partner:innen von Politik und Zivilgesellschaft

Kurzvita

Ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich intervenierende Künste und Vorstandsmitglied im Institut für Protest- und Bewegungsforschung.

Was ich an diesem Forschungsprojekt spannend finde…

In der deutschen Diskussion ist sozialer Zusammenhalt in erster Linie ein politischer Begriff, der mit einer hohen normativen Aufladung verwendet wird. Er wurde positioniert, um der wachsenden Polarisierung zu begegnen, die auf populistische Mobilisierungen auf der Straße und an den Wahlurnen folgte. Dabei impliziert er, dass sozialer Zusammenhalt das Heilmittel gegen Konflikte und ideologische Verhärtungen sein wird. Die Forschung in diesem Bereich erfährt in der Folge einen Aufschwung in der Finanzierung. In Anlehnung an die Debatte über die Zivilgesellschaft in den 1990er und 2000er Jahren ist es nun an der Zeit, über das Wunschdenken der politischen Entscheidungsträger:innen hinauszugehen und einen nüchternen empirischen Blick auf die Art und Weise zu werfen, wie Zusammenhalt in der sozialen Interaktion konstruiert wird. Unsere Forschungsinitiative hat einen wichtigen Beitrag zur entstehenden Kohäsionsforschung zu leisten, da sie Kohäsion als einen sozialen Prozess versteht, der durch Kollektive vermittelt wird, die Nähe und Solidarität, aber gleichzeitig auch Grenzen und Ausgrenzung schaffen.

Was meine Disziplin zu diesem Forschungsprojekt beitragen kann…

Die Soziologie hilft, die kollektive Sinnfindung der Menschen und die daraus folgenden Handlungen zu verstehen. Deshalb sind soziologische Ansätze der Schlüssel zu unserem Projekt. Soziale Gruppen und Fraktionen, in denen sozialer Zusammenhalt entsteht, sind nicht von Natur aus oder durch göttliche Vorsehung gegeben. Diese sozialen Gebilde entstehen in Interaktion und sind sowohl mit Inklusion als auch mit Exklusion verbunden. Sozialer Zusammenhalt kann und sollte als ein Ergebnis solcher Prozesse verstanden werden, die mit sozialen Konflikten und Machtverhältnissen verbunden sind. Soziologisches Denken und soziologische Methoden sind entwickelt worden, um genau das zu verstehen.

Fünf Schlüsselpublikationen

  • Malthaner, S., Teune, S., Ullrich, P. (2018). Eskalation – Dynamiken der Gewalt im Kontext der G20-Proteste in Hamburg 2017. Berlin: Institute for the Study of Protest and Social Movements. https://doi.org/10.14279/DEPOSITONCE-7331.

  • Daphi, P., Deitelhoff, N., Rucht, D., Teune, Simon (eds.) (2017). Protest in Bewegung? zum Wandel von Bedingungen, Formen und Effekten politischen Protests. Leviathan Sonderband, vol. 33. Baden-Baden: Nomos.

  • Doerr, N., Mattoni, A., Teune, S. (eds.) (2013). Advances in the Visual Analysis of Social Movements. Research in Social Movements, Conflict and Change, vol. 35. Bingley: Emerald.

  • Teune, S. (ed.) (2010). The Transnational Condition. Protest in an Entangled Europe. Oxford and New York: Berghahn Books.

  • Rucht, D, Teune, S. (eds.) (2008): Nur Clowns und Chaoten? Die G8-Proteste in Heiligendamm im Spiegel der Massenmedien, Frankfurt und New York: Campus.